Unsere fünfte Station in Myanmar: Inle Lake
von ANDREAS am 11. AUGUST 2011
Montag, 01. August 2011 bis Mittwoch, 03. August 2011
Der Hauptort am Inle Lake ist Nyaungshwe, das etwa 2km nördlich des eigentlichen Sees liegt und als Ausgangspunkt für Bootstouren auf und um den See genutzt wird.
Nach unserer dreitägigen Trecking-Tour beschließen wir, uns einige Tage am Inle Lake zu erholen und den See zu genießen. Das bedeutet für uns, dass wir Nyaungshwe mit seiner quirligen Infrastruktur meiden und direkt auf dem See wohnen.
Möglich ist das im Hotel „Golden Island Cottages“, einem Hotel, das der Community des Bergvolkes der Pa-O gehört und auch von diesen selbst betrieben wird. Sämtliche Einnahmen des Hotels fließen der Community der Pa-O zu und werden für die Entwicklung der Pa-O Dörfer in den Bergen, primär für die Infrastrukturentwicklung und die Schulbildung der Kinder verwendet, so dass wir mit den „gesalzenen“ Preisen für Speisen und Getränke zumindest moralisch ganz gut leben können.
In unseren drei Tagen lassen wirs uns gut gehen, Heike hört viel Musik, Nicolas und Nina sehen sich Filme an, spielen oder lesen und baden kann man bei unserem Hotel auch, das Wasser ist sauber.
An unserem ersten Tag ist zusätzlich „Waschtag“, wir geben einen ordentlichen Berg Wäsche ab, denn unsere Tour hat deutliche Spuren insbesondere an den Hosen hinterlassen, später können wir von unserer Terrasse aus zuschauen, wie die Wäsche von Hand im See gewaschen wird – original Myanmar style! Abends bekommen wir den ganzen Berg sauber und trocken zurück, wir sind erfreut, wie gut sie das hinbekommen haben, lediglich der leichte „Duft“ nach Seewasser behagt Nina nicht so ganz, aber damit muss sie leben, Alternativen gibt es hier keine!
Unsere Wanderschuhe können wir niemandem zumuten, wir organisieren eine Bürste und jeder putzt seine Schuhe selber. Auf die Frage nach der geeignetsten Stelle fürs Abschrubben wird uns der Bootsanleger empfohlen, alternativ können wir auch an die Badeleiter, bis auf Nico nutzen wir lieber den Bootsanleger.
Auch die Daypacks sind fällig und werden warm abgeduscht, sie sind nicht nur schmutzig vom Schlamm sondern die Tragegurte sind vom Schweiß der letzten Tage durchtränkt und kleben richtig, für uns ist es eine Wohltat alles wieder sauber werden zu sehen nur mit dem Trocknen klappts nicht ganz so gut, wir haben keine AirCon und habens erst zum Schluss heraus, wie man bei der hohen Luftfeuchtigkeit jeden leisen Lufthauch nutzen muss, um seine Sachen trocken zu bekommen.
Sorgen macht mir meine Kamera, am zweiten Tag unserer Tour hat sie plötzlich den Dienst quittiert, vermutlich ist Feuchtigkeit eingedrungen. Ich hatte sie beim Wandern umgehängt und das hat ihr bei der schweißtreibenden Arbeit wohl nicht so gut getan, die ganze Elektronik spinnt und zeigt an was sie lustig findet, lediglich im Programmautomatik-Modus kann ich fotografieren, ich bin total genervt, weil damit viele schöne Bilder nicht mehr möglich sind und die nächste Reparaturmöglichkeit ist Bangkok in einer Woche – Mist!
Am zweiten Tag machen wir eine Bootstour über den Inle Lake, zuerst gehts nach Tha Lay auf den Markt, danach besuchen wir die Phaung Daw OO Pagode mit ihren drei Buddha-Statuen, die so dick mit Blattgold beklebt sind, dass die ursprüngliche Form nicht mehr erkennbar ist und nur noch Goldkugeln zu sehen sind. Wir lernen, dass diese Buddha-Statuen ähnlich stark verehrt werden, wie die Shwedagon-Pagode in Yangon und der Mahamuni-Buddha in Mandalay, der ja auch mit Tonnen von Blattgold beklebt ist.
Im Anschluss besuchen wir eine Weberei, die sich auf die Gewinnung und Verarbeitung von Garn aus der Lotus-Pflanze spezialisiert hat, wir hatten bereits in Deutschland gelesen, dass Louis Vuitton dieses Garn am Inle Lake für sich entdeckt hat und daraus Anzüge herstellt, na ja, Leinen-Stoff ist fein gegen Lotus-Stoff, aber wers mag, ein Schal kostet US$ 150!
Danach besuchen wir eine Schmiede, dann eine Silberschmiede, wo wir für Nina bewegliche silberne Fischchen kaufen, eine Erfindung des Großvaters der Ladenbesitzerin, worauf sie sehr stolz ist! Weiter gehts zu einer Zigarrenfabrik, in der burmesische Zigarren hergestellt werden, die Mädchen sind bei der Herstellung dermaßen flink, was beeindruckend ist, sie schaffen zwischen 800 und 1.000 Stück pro Tag und bekommen dafür umgerechnet etwa € 2,00 – täglich!
Diskussionen haben Heike und ich um den Besuch des Shops der Paduang, ein Bergvolk, dessen Frauen Ringe um den Hals tragen, die den Hals verlängern. Die Frauen sind auch als „Langhals-„ oder „Giraffenhals-Frauen“ bekannt. Offiziell sind diese Frauen natürlich stolz auf ihren langen Hals, faktisch aber sind die Ringe, die sie aufgrund der immer schwächer werdenden Halsmuskulatur ihr Leben lang tragen müssen, eine Qual. Die Paduang sind nicht am Inle Lake beheimatet und einige Frauen werden im Souvenir-Shop der Paduang „gehalten“, um Besucher anzuziehen. Die UN vergleicht die Behandlung der Paduang Frauen mit der Behandlung von Zootieren, der Lonely Planet beschreibt die Frauen als „exhibits in a human freak show“! Heike will den Laden gar nicht besuchen, ich hingegen denke, dass das Ausblenden der Realität an selbiger nichts ändert. Einig sind wir uns darin, dass wir die Paduang nicht unterstützen wollen und so bleibt Heike vor dem Laden sitzen und ich gehe mit den Kindern hinein und wir quatschen mit den Frauen, stellen kritische Fragen und lernen durchaus auch einiges über die Hintergründe, so auch, dass noch vor 20 Jahren alle Frauen der Paduang die Ringe getragen haben, was heute nicht mehr der Fall ist. Ich fand den Besuch interessant und habe etwas gelernt, Geld haben sie von uns nicht gesehen!
Dann kommt der Gag des Tages, der Besuch des „Jumping Cat Monastery“, in dem die Mönche nach Aussage des Reiseführers Katzen dressiert haben, es ist eine müde Veranstaltung und das Beste daran der auf einer Liege meditierende Mönch, der bei der Neuankunft von Besuchern bedeutungsschwer eine Glocke läutet, woraufhin eine Frau ein paar Katzen durch einen Ring springen läßt – Nina freut sich beim Anblick der Katzen ein Loch in den Bauch – das alleine rechtfertigt den Besuch!
Interessant sind dann die „Floating Gardens“, eine Besonderheit des Inle Lake. Der ganze See ist so flach, dass man praktisch überall im See durch Aufschütten eines Seegrasberges eine Insel bauen kann. Und genau das wird gemacht und zwar im großen Stil, um Tomaten anzubauen.
Am dritten Tag relaxen wir wieder, schreiben Tagebuch, hören Musik, sehen Filme an, baden im See und bereiten uns auf unsere Weiterreise zum Golden Rock vor.