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Nepal: Pokhara

von HEIKE & ANDREAS am 30. NOVEMBER 2011

Donnerstag, 20. Oktober 2011 bis Montag, 31. Oktober 2011

Nach drei Tagen „Natur pur“ im Chitwan Nationalpark fahren wir mit dem Bus nach Pokhara. Der Bus kommt verspätet und dann ist er auch noch voll. Ein anderer Touristenbus ist liegengeblieben und man hat die Insassen auf andere Busse verteilt. Zuerst sieht es Unser Zimmer in Pokharaso aus, als ob wir nur Stehplätze hätten, dann aber kommen wir doch noch unter. Die Kids und ich quetschen uns in die letzte Sitzreihe, Andi sitzt auf dem Notplatz hinter der Windschutzscheibe, Alternativen gibt es keine.

Die Fahrt selber geht dieses Mal wesentlich zügiger voran, denn die Straße ist deutlich besser und das Verkehrsaufkommen viel geringer als in der Nähe von Kathmandu. Wir kommen nachmittags in Pokhara an und freuen uns darauf, zwölf Tage sesshaft zu sein. Nina möchte endlich mal ihren Rucksack auspacken und ihre Sachen in einen Schrank einräumen. Das zeigt uns, dass wir eine kleine Reisepause brauchen, bevor wir zu unserer geplanten Trekkingtour aufbrechen.

Pokhara ist eine Stadt rund 250 Kilometer westlich von Kathmandu. Sie liegt sehr malerisch in einer subtropischen Landschaft am Fewa-Lake und ist umgeben vom Annapurna-Massiv, das unter Anderem den Annapurna I mit 8.091 Metern Höhe und den Dhaulagiri mit 8.167 Metern Höhe beinhaltet.

Pokhara ist nach Kathmandu das zweite Touristenzentrum in Nepal und dient den meisten Besuchern als Ausgangspunkt für Trekkingtouren auf dem Annapurna-Rundwanderweg, für den man etwa 21 Tage benötigt oder zum Annapurna-Base-Camp Mathe Unterricht(A.B.C.), einer etwa neuntägigen Tour. Berühmt ist Pokhara für seine grandiosen Panoramen auf das Annapurna-Massiv mit dem Fewa-Lake im Vordergrund. Leider können wir diese wunderschönen Panoramen nur ganz wenige Male genießen, denn das Wetter spielt in den zwei Wochen, in denen wir in Pokhara sind, verrückt. Wir erleben Nebel, Dunst und sogar kräftige Regengüsse, die für die Trockenzeit völlig untypisch sind.

Trotzdem gefällt uns die Zeit in Pokhara gut. Wir machen in erster Linie Unterricht mit den Kids, organisieren unsere Weiterreise und arbeiten an unserer Homepage.

Dafür haben wir im Trekkers Inn, einem ganz neuen und sehr netten Hotel, die perfekte Infrastruktur. Das Hotel gehört einem Nepalesen, der das Hotel-Business in England gelernt hat und dieses Haus vor knapp einem Jahr gebaut hat. Es scheint uns, als würde seine gesamte Verwandtschaft hier arbeiten, denn fast jeder Angestellte gehört zu seinem „Clan“. Das erspart Ärger, den man mit Angestellten „von außen“ so hat, wie er uns erklärt.

German BakerySeine oberste Maxime ist absolute Kundenorientierung, wir werden richtiggehend bemuttert. Andi würde sich manchmal noch einen Schuss Ergebnisorientierung mit hinzu wünschen, denn das WiFi geht auch nach drei Besuchen des Haustechnikers noch immer nicht richtig, was uns regelmäßig ins nahe Internet-Café treibt. Praktisch ist, dass unser Zimmer gegenüber dem Zimmer der Kinder liegt. Direkt vor den Zimmern befindet sich ein schöner schattiger Balkon mit genau einem vernünftigen Tisch, an dem wir prima unterrichten können. Etwa eine Minute um die Ecke liegt die „German Bakery“ mit einer hervorragenden Kaffee- und Kuchenversorgung direkt neben einem Internet-Café mit einem für nepalesische Verhältnisse sehr gut funktionierenden WiFi-Netz. So pendeln wir den Tag über zwischen unseren Zimmern, dem schönen Balkon und der German Bakery mit dem Internet-Café.

So sind die elf Tage, die wir dort verbringen auch ziemlich gleichförmig. Morgens machen die Kids mit Andi Matheunterricht und ich schreibe Reiseberichte. Dafür gehe ich schon am Vormittag in unsere besagte German Bakery, um bei einem doppelten Espresso Chocolate Apple Crumblein Ruhe zu arbeiten. Mittags kommt dann der Rest der Familie und wir essen gemeinsam Sandwich und Pommes zu Mittag. Meist bleiben Andi und ich weiter dort sitzen, um den herrlichen Chocolate Apple Crumble zu genießen, der ab 14.00 Uhr frisch aus dem Ofen und noch warm angeliefert wird.

Allerdings sitze ich nicht nur am Computer und esse, sondern gehe auch ein paar Mal am See joggen. Das klappt gut, denn die Luft in Pokhara ist gut und das Seeufer ist nicht bebaut, auch wenn man hier als Jogger ungläubig angestarrt wird, denn kein Nepali würde einfach so durch die Gegend laufen. Diesen Luxus können sich die Menschen hier nicht leisten, denn wer Arbeit hat, der arbeitet fast rund um die Uhr. Unser Hotelmanager beispielsweise arbeitet von 06.00 Uhr bis 19.00 Uhr und hat das ganze Jahr hindurch keinen einzigen Tag frei!

Abends gehen wir regelmäßig in einem der zahlreichen Touristenrestaurants essen. Das Angebot ist breit und es gibt hier, ähnlich wie in Kathmandu, alles was das Herz eines westlichen Touristen höher schlagen lässt. Die Kids bekommen Pizza, Spaghetti und German BakeryLasagne, Andi bekommt Steaks und ich finde gutes indisches Essen. Auch auf die gewohnten Schokoriegel müssen wir nicht verzichten. Es gibt einfach alles.

Dazu kommt die größte Ansammlung an Outdoor-Läden, die ich jemals gesehen habe. In jedem Geschäft werden ähnliche Produkte angeboten, wie Daunenschlafsäcke, warme Fleecejacken, Trekkingschuhe, Handschuh, eben alles was auf einer Trekkingtour in die kalten Himalayaregionen benötigt wird. Natürlich sind alle Artikel gefälscht, Originalartikel gibt es nicht. Die Marken North Face und Mammut erfreuen sich in Nepal besonderer Beliebtheit und für die Zeit einer Trekkingtour halten auch die überaus originalgetreu nachgemachten Sachen durch. So gibt es Daunen- oder Dreilagen-Jacken von Mammut und North-Face schon ab umgerechnet € 25,00. Wenn man nicht weiß, dass es sich dabei um Fälschungen handelt, sieht man es nicht! Auch wir kaufen vor unserer Trekkingtour, die fehlenden Sachen in einem der Fake-Läden, natürlich alles für einen Bruchteil der Orginalware, nachdem ich kräftig handle.

SchneiderNina und mir sind bereits bei unserer Einreise nach Nepal die wunderschönen und bequem aussehenden Kleider der Nepalifrauen aufgefallen. Ganz anders als in Tibet, sind sie farbenfroh und elegant. Ich erkundige mich im Hotel wo wir ein solches Kleidungsstück erwerben können. Der Hotelmanager, der übrigens kein Verwandter sondern ein langjähriger Freund des Eigentümers ist, organisiert einen gemeinsamen Einkauf mit Nani, seiner Frau. So lernen wir ein ganz anderes Nepal kennen. Wir fahren mit Nani in das Stadtzentrum von Pokhara, um uns eine Kurta zu kaufen. Eine Kurta besteht aus einem langen hemdartigen Oberteil und einem farblich darauf abgestimmten Schal, der vorne übergelegt und mit den beiden Enden über die Schulter geschlagen wird. Darunter wird eine zugehörige lange Hose getragen.

Allerdings, so erklärt uns Nani, können wir nicht einfach eine Kurta von der Stange kaufen, das gibt es hier nämlich nicht. Kurtas sind immer maßgeschneidert. Also starten wir mit der Auswahl des Stoffes. Dazu klappern wir mehrere Läden im Bazar ab. Wir stehen jeweils vor hunderten bunter Stoffe. Ich bin erst mal total Nina & Heike mit ihren neuen Kurtasüberfordert, dann bekomme ich den Hinweis welche Stoffe für Saris und welche für Kurtas sind, so reduziert sich die Auswahl auf etwa die Hälfte. Wir werden dann nach unseren Farbvorstellungen gefragt. Nina bevorzugt Pink und Orange und ich eher etwas dunklere Töne.

Nachdem wir in drei Läden waren, haben wir die richtigen Stoffe gefunden. Dank Nani, war der richtige Preis auch kein Problem, der Stoff für unsere beiden Kurtas kostet uns umgerechnet etwa € 15,00. Unsere beiden Schals kaufen wir in einem anderem kleinen Geschäft im Obergeschoss des Bazars in der hintersten Ecke. Niemals hätten wir die Sachen alleine gefunden.

Dann geht es zu einem Schneider, der einen super kleinen Laden hat. Der Arbeitsraum des Schneiders ist etwas größer als unsere Gästetoilette zu Hause, kein Scherz! Er sieht sich kurz unsere Stoffe an, zeigt auf einige herausgerissene Bilder aus Zeitschriften, die an der Wand hängen, fragt welches Modell wir gerne hätten und nimmt schnell Maß. Ich denke, dass passt nie richtig und bin sehr gespannt auf das Ergebnis. Zwei Tage später fahren wir erneut mit Nani zu unserem Schneider, um unsere neuen Outfits abzuholen. Nina`s Oberteil passt wie angegossen. Nur die Hose ist etwas weit und wird sofort geändert. Auch meine Kurta passt hundertprozentig und ich bin begeistert. Als ich nach dem Preis für das Nähen von zwei kompletten Kurtas frage, glaube ich mich verhört zu haben. Er will für die ganze Arbeit insgesamt vier Euro haben. Ich habe fast ein schlechtes Gewissen. Am Abend ziehen wir stolz unsere neuen Kleider an und werden vor allem von den Nepalis sehr bewundert.

Nach wenigen Tagen werden wir bereits wie alte Freunde behandelt und von unserem Hotelmanager zum Abendessen bei sich Zuhause eingeladen. Wir überlegen lange, was wir als Gastgeschenk mitbringen und entscheiden uns für schöne Kosmetik für Unterwegs mit Nani, der Frau unseres HotelmanagersNani und Apfelkuchen für Alle als Nachtisch, weil wir gehört haben, dass oftmals etwas Süßes als Gastgeschenk gut ankommt. Als wir bei Nani ankommen, werden wir herzlich begrüßt und bekommen einen Begrüßungstee. Einige Zeit später kommt ihr Mann, der noch auf eine Reisegruppe warten musste. Wir bekommen das nepalesische Nationalgericht Dal Bhat serviert. Es schmeckt phantastisch. Komisch ist nur, dass unsere Gastgeber nicht mitessen. Unser Hotelmanager erzählt uns aber recht offen, dass er im Monat US$ 150 verdient und davon rund US$ 100 für die Miete draufgehen. Leben könne man eigentlich nur aufgrund der Trinkgelder, die er bekommt. Wir sind nicht böse, denn das Essen ist sehr gut und Nani und ihr Mann sind richtig nett. Selbstverständlich steuern auch wir gerne einen Geldbetrag zur „Unterstützung“ der Haushaltskasse bei.

Nachdem die Kinder ihr Matheprogramm absolviert und ich die Reiseberichte fertig habe, planen wir einen Freizeittag. Nina und ich gehen Reiten und Andi geht River-Raften. Nico macht einen Pausentag und genießt die familienfreie Zeit im Hotel.

Reittour nach SarangkotUnser Ziel für die Reittour ist Sarangkot, ein Aussichtpunkt oberhalb von Pokhara auf etwa 1.900 Metern Höhe gelegen, von dem aus man einen traumhaften Blick auf das Annapurna-Massiv hat. Da ich nicht Reiten kann und auch sonst nicht so begeistert davon bin auf einem Pferd sitzen zu müssen, bekomme ich das angeblich bessere Bergpony. Allerdings ist dieses Pony noch jung und ungestüm. Nach einer Stunde scheut es beim Überqueren eines Grabens und wirft mich ab. Gott sei Dank falle ich ins weiche Grass und nicht auf Felsen oder den Abhang hinunter. Nina reitet dagegen gemütlich vorneweg. Sie ist nur etwas genervt, da sie aufgrund des steilen Anstiegs nur Schritt gehen kann. Nach drei Stunden kommen wir in Sarangkot an und sehen zu unserer Enttäuschung nichts von dem erhofften Panorama. Auch hier hängen die Wolken tief, wie fast die gesamte Zeit in Pokhara. Der Abstieg mit den beiden Pferden klappt dagegen etwas besser, trotzdem bin ich froh als wir endlich am Hotel ankommen.

Für die letzten zehn Tage in Nepal planen wir eine Trekkingtour zum Annapurna-Base-Camp, die am 01. November 2011 starten und insgesamt neun Tage dauern soll. Als Guide wurde uns Arjun empfohlen und zwar von einem jungen holländischen Pärchen, River-Raftingdie wir in der Tiger-Leaping-Gorge in China kennengelernt haben und die mit Arjun vor genau zehn Monaten dieser Tour gemacht haben.

Da Arjun in Kathmandu beheimatet ist, organisieren wir die Tour mit ihm via Email, was recht problemlos funktioniert. Letztlich engagieren wir neben Arjun noch einen Porter, der auf der Wanderung unser schweres Gepäck tragen wird und von Arjun mitgebracht wird.

Am 31. Oktober 2011 reisen die Beiden mit dem Bus aus Kathmandu an, wofür sie acht Stunden brauchen. Es ist eigentlich Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass es in Pokhara Guides und Porter wie Sand am Meer gibt und der Tagessatz für einen erfahrenen Guide mit guten Englischkenntnissen bei US$18 am Tag und der Tagessatz für einen Porter bei US$ 13 pro Tag liegt. Für Arjun lohnt es sich offensichtlich dennoch zu kommen, der Bus kostet ihn weniger als US$ 5.

Wir treffen die Beiden zur Vorbesprechung unserer Trekkingtour am Vortag, Sie machen Beide einen super netten und kompetenten Eindruck.

Vorbereitung zur Trekking-TourAm Vorabend unserer Tour ist Packen angesagt. Nachdem ich im strömenden Regen die letzten Besorgungen mache, räumen wir unsere Rucksäcke komplett aus und packen für die Tour neu mit der Zielsetzung, das Gepäck für die neun Tage in einem Rucksack unterzubringen. Erst jetzt stellen wir mit Schreck fest, dass unsere Schlafsäcke schon einen gesamten großen Rucksack füllen. Wir benötigen einen zweiten Rucksack für die restlichen Sachen, die wir auf die Tour mitnehmen wollen, was aber bedeutet, dass wir nicht mit einem Träger auskommen.

Also rufen wir um 19.00 Uhr Arjun an und bitten ihn, bis morgen früh noch einen zweiten Porter zu organisieren. Wir schmunzeln über uns selbst, da wir jetzt mit einer ganzen Expedition von sieben Personen zu unserer Tour aufbrechen, aber selbst wollen wir unser Gepäck nicht auf 4.200 Meter Höhe hochschleppen.

Aufgrund des Pack-Chaos liegen wir viel zu spät im Bett. Gut, dass wir morgen noch nicht allzu lange laufen werden!