Indien: Delhi
von HEIKE am 05. JANUAR 2012
Freitag, 18. November 2011
Bevor wir nach Delhi aufbrechen, besuchen wir einen Copy-Shop in Bharatpur und lassen dort die Bewerbungsunterlagen für Nicolas Schüleraustausch scannen, damit wir diese per Email versenden können. Das Geschäft mutet ziemlich abenteuerlich an und ohne den Hinweis unseres Fahrers hätten wir hier niemals einen Scan-Service vermutet.
Die Fahrt nach Delhi verläuft ruhig. Zunächst geht es ein Stück weit durch das nordöstliche Rajasthan, das hier noch ziemlich fruchtbar ist. Nach rund einer Stunde kommen wir auf die „Autobahn“, die Delhi und Agra verbindet. Vor zwei Jahren sind wir diese Strecke schon einmal in umgekehrter Richtung gefahren.
Sie ist sehr stark befahren, wobei sich Lastwagen mit Ochsen- und Kamelkarren die Strasse teilen. Je mehr wir uns Delhi nähern, desto chaotischer wird der Verkehr. Aber nach fast fünf Monaten Asien nehmen wir dieses Chaos ziemlich gelassen hin.
Unser Hotel liegt in der Nähe des Flughafens in einer Seitenstrasse und unser Fahrer braucht mehr als eine Stunde um es zu finden, uns läuft etwas die Zeit davon, in Indien braucht man Zeit – viel Zeit! Wir checken dann zügig ein, organisieren ein weiteres Taxi und düsen direkt Richtung Old Delhi.
Unser Ziel ist der Spice-Market in der Altstadt Delhis. Bei unserer Indienreise vor zwei Jahren mussten wir den Besuch hier abbrechen, weil mir damals fürchterlich übel war.
Die Fahrt führt zuerst durch Neu Delhi, mit großen und breiten Straßen, wo sich die meisten Botschaften und einige Regierungsgebäude befinden. Danach kommen wir zum Roten Fort, das genau gegenüber der Altstadt liegt. Hier gibt es auch einen uns bereits bekannten Parkplatz für wartende Taxis, den wir ansteuern.
Damit fangen wir heute genau da an, wo wir vor zwei Jahren aufhören mussten und tauchen für einige Stunden in das quirlige Leben in Old Delhi ein. Wie vor zwei Jahren fasziniert uns dieser Teil der Stadt in besonderer Weise. Wir haben das Gefühl das alte, ursprüngliche Indien zu spüren. Hier wird alles Mögliche verkauft, von frisch geschlachteten Tieren, feinen Gewürzen, kostbaren Saris bis hin zu Kugelschreibern. Alles ist in Bewegung, Autos, Fahrradrikschas, Träger, Handwagen und sogar ein Kamel schiebt sich durch das Chaos in den Gassen.
Dazu kommen, wie überall in Indien, zahllose Kühe, die überall herumstehen oder herumliegen und zu Ninas Freude jede Menge Straßenhunde. Nur mühsam können wir sie davon abhalten jeden verdreckten Hund zu streicheln. Auf der Kehrseite der Medaille stehen die vielen bettelenden Kinder, die ich nirgendwo in Indien sonst so zahlreich gesehen habe.
Der Spice-Market und die abendliche Stimmung haben eine faszinierende Atmosphäre. Es gibt scheinbar unzählige kleine Geschäfte mit einer riesigen Auswahl an Gewürzen, Nüssen und Trockenfrüchten. Es duftet wunderbar. Wir kaufen einige typisch indische Gewürze, die wir zum Kochen in Australien gebrauchen können und zwei Tüten mit Cashew- und Walnüssen.
Zwei kleine Mädchen sammeln essbare Reste in den Müllhaufen auf der Strasse und stecken alles was sie finden können in kleine Plastiktüten, in denen sich fast nichts befindet. Angesichts solcher Bilder bekommen wir keine einzige Nuss mehr herunter und wir schenken den Beiden ein knappes Kilo Nüsse – ein Tropfen auf den heißen Stein, aber die Beiden freuen sich natürlich riesig!
Spannend wiederum ist der Transport der Waren, der hier ausschließlich durch Träger und durch von Menschen gezogene Karren erfolgt. Die Stimmung mutet ziemlich mittelalterlich an, es ist wirklich irre hier!
Zum Abschluss unseres kurzen Aufenthalts in Indien gehen wir in dem bekannten Altstadt-Restaurant Karim`s essen. Bei Karim´s handelt es sich um ein muslimisches Restaurant, das sich ganz anders, als die überwiegend vegetarischen Restaurants in Indien, auf gegrilltes Fleisch spezialisiert hat. Es herrscht eine wunderbare Atmosphäre, die uns wieder einmal die Vielfalt Indiens zeigt und das Essen schmeckt vorzüglich!
Auf dem Weg zurück zum Auto verlaufen wir uns im Wirrwarr der Gassen. Einen ausgezeichneten Orientierungspunkt bietet die Jama Masjid oder Freitagsmoschee, die in der Mitte der Altstadt steht. Wie vor zwei Jahren, sind wir auch dieses Mal außerhalb der Öffnungszeiten hier und werden nicht mehr in die Moschee hineingelassen. Damit haben wir schon einen guten Grund, nach Old Delhi zurückzukehren!
Als wir endlich unseren Fahrer gefunden haben, geht es zurück zum Hotel und schnell ins Bett.
Morgen früh fliegen wir nach Kuala Lumpur und dann weiter nach Borneo, wo wir einen Tauchurlaub geplant haben - wir freuen uns darauf!