Indien: Über Agra nach Bharatpur
von HEIKE & ANDREAS am 06. JANUAR 2012
Dienstag, 15. November 2011
Der Zug kommt pünktlich um 05.45 Uhr in Agra an. Wir haben alle ganz gut geschlafen. Ich habe allerdings ziemlich gefroren, da die Klimaanlage den Zug in einen Eiskeller verwandelt hat.
Das Taj Mahal in Agra haben wir mit den Kindern bei unserer Indienreise vor zwei Jahren besichtigt, weshalb wir dieses Mal auf einen Besuch verzichten. Daher geht es von Agra mit dem Bus direkt weiter nach Bharatpur, das etwa 50 Kilometer westlich von Agra liegt und wo wir den recht bekannten Keoladeo Nationalpark besuchen wollen.
Bharatpur ist eine kleine Stadt mit 250.000 Einwohnern und liegt bereits in Rajasthan. Den Unterschied zu Uttar Pradesh merken wir sehr deutlich, denn es sind weit weniger Menschen auf den Straßen und es ist erkennbar sauberer.
Den Tag verbringen wir im Garten unseres traumhaften Hotels, das im typisch rajasthanischen Stil erbaut wurde, und schreiben Tagebücher, arbeiten an unserer Homepage und lesen.
Gegen Nachmittag bekomme ich Fieber und starke Kopfschmerzen und lege mich ins Bett, das ich die gesamte Zeit in Bharatpur nicht mehr verlassen werde.
Mittwoch, 16. November 2011
Um eine ernsthafte Tropenkrankheit auszuschließen, gehen wir heute in ein Privatkrankenhaus vor Ort. Unser Hotelbesitzer hat uns ein Auto mit Fahrer zur Verfügung gestellt, was wir zunächst als übertrieben empfinden.
Der Wartebereich des Krankenhauses ist brechend voll und überall sitzen, liegen oder wuseln Menschen herum. Eine Ordnung ist für uns nicht erkennbar, es ist Chaos pur! Unser Fahrer kämpft sich zielorientiert an einen Schalter vor und dann zu einem Behandlungszimmer, in das wir ganz einfach hineingehen, es dauert keine fünf Minuten.
Ich bin die einzige Westlerin und komme mir wegen der bevorzugten Behandlung ein wenig komisch vor, bin aber auf der anderen Seite sehr dankbar, denn ich fühle mich wirklich schlecht und hätte in diesem Chaos ungerne Stunden zugebracht.
Der Arzt, der auch Inhaber des Krankenhauses ist, wirkt wie ein König bei der Audienz. Der jeweils behandelte Patient sitzt direkt neben seiner Majestät an einem monströsen Schreibtisch. Die jeweils nächsten drei Patienten sitzen auf Wartestühlen vor dem Schreibtisch und sind bei der Audienz zugegen. Untersuchungen finden hinter einer im Raum aufgestellten Spanischen Wand statt.
Seine Majestät spricht leise und nur das Notwendigste. Seine Helfer dirigiert er mit kaum wahrnehmbaren Handbewegungen. Dennoch macht er einen absolut kompetenten Eindruck und ordnet Bluttests für fünf verschiedene Tropenkrankheiten bei mir an, die zum Glück alle negativ sind.
Nachmittags besuchen die Kids mit Andi erstmals den Keoladeo Nationalpark, der insbesondere bei Ornithologen als einer der besten Plätze weltweit bekannt ist, um Vögel zu beobachten.
Da ich dazu wenig sagen kann, hat Nina einen Exkurs zu den beiden Besuchen im Keoladeo Nationalpark geschrieben.
Donnerstag, 17. November 2011
Heute Vormittag besuchen die Kinder mit Andi nochmals etwas ausführlicher den Nationalpark. Insgesamt fünf Stunden radeln sie mit einem Guide durch den Park und erzählen anschließend ganz begeistert von ihren Erlebnissen.
Ich habe heute nochmals eine Kontroll-Audienz im Krankenhaus und bekomme neue Medikamente für die nächsten Tage.
Nachmittags verbringen wir wieder im Garten unseres Hotels. Nicolas und Andi machen die Bewerbung für den Schüleraustausch von Nico in Argentinien fertig, Nina liest und ich kuriere mich weiter aus. Nachdem ich nun zwei Tage im Bett verbracht habe, geht es mir wieder besser. Leider habe ich den schönen Vogelpark verpasst.
Morgen geht es nach Delhi, das etwa fünf Autostunden von Bharatpur entfernt liegt. Wir haben uns entschieden, mit einem Taxi des Hotels zu fahren, da ich mich noch nicht so super fühle und deshalb nicht mit dem Zug fahren möchte. Außerdem können wir mit dem Auto mit nur einer Stunde Umweg über Agra fahren und das Taj Mahal doch nochmals besuchen, so unsere Überlegung.
Erst der Frau unseres Hotelbesitzers fällt auf, dass morgen Freitag ist und Freitags hat das Taj Mahal geschlossen. So wird es dann doch nichts mit der nochmaligen Besichtigung, mit dem Auto fahren wir aber trotzdem!