Blattgold - wie macht man das?
von ANDREAS am 22. JULI 2011
Die Herstellung von Blattgold ist Handarbeit - zumindest in Myanmar - und wir fanden diesen Herstellungsprozess so beeindruckend, dass er uns einen Exkurs wert war. Gehen wir also gemeinsam den Herstellungsprozess durch.
Wir betreten die Fabrik durch den Eingang im linken Bild. Unser Guide spricht sehr gutes Englisch und sie geht mit uns die einzelnen Herstellungsschritte zunächst in der Theorie durch, wie im rechten Bild dargestellt. Ausgangsmaterial für die Blattgoldherstellung ist ein kleiner Goldbarren mit einem Gewicht von 32g. Daraus werden rund 4.600 Blattgoldblättchen mit einer Größe von ca. 4x4cm hergestellt.
Der Goldbarren wird zunächst zu einem Band ausgerollt, das etwa 1cm breit und 150cm lang ist. Von diesem Band werden dann die im obigen rechten Bild rechts außen erkennbaren "Schnippselchen" abgeschnitten. Von diesen Schnippselchen werden 700 Stück gleichzeitig für 30min. in die Breite getrieben, wodurch sie sich auf die Fläche eines Tischtennisball-Querschnitts vergrößern, wie in den beiden mittleren Abbildungen zu erkennen. Dieses Goldblättchen wird in 6 Teile zerschnitten, links außen zu sehen.
Jedes dieser 6 Teile wird dann erneut auf ein eigenes Papierblatt gelegt und in einem zweiten Schritt für weitere 30min. lang getrieben, wieder in Stapeln mit 700 Blättchen. Erneut vergrößert sich die Fläche ungefähr auf die eines Tischtennisball-Querschnitts, wie im rechten Bild zu sehen ist. Danach werden diese Blättchen auf ein größeres Papierblatt umgelegt und für weitere 5 Stunden (Handarbeit!!!) getrieben. Im Ergebnis vergrößert sich die Fläche dabei etwa auf den Querschnitt eines Tennisballs. Der Unterschied ist gut im linken Bild zu erkennen. Das Blattgold ist von der Dicke her nun fertig und so dünn, dass man es durch Fächeln mit der Hand zum Umschlagen bringen kann, ohne dass es zerreißen würde, echt irre! Im letzten Herstellungsschritt wird das Blattgold zugeschnitten.
In der Praxis sieht dieser Prozess wie folgt aus.
Ausgangsmaterial ist, wie bereis erwähnt, einer kleiner Goldbarren mit einem Gewicht von 32g und einem Wert von ca. US$ 1.800. Nico´s Erstaunen gilt weniger dem Wert, als vielmehr dem Gewicht, das kleine Ding ist schwerer, als man erwartet hätte, Physik live für unsere Kinder, wir lernen, was "hohes spezifisches Gewicht" bedeutet. Nach dem Rollen und Zuschneiden des Bandes, das hier nicht abgebildet ist, werden die "Schnippselchen" aus Gold sorgfältig sortiert, gezählt und in 700 Schichten gestapelt.
Beim Treiben liegt das Gold zwischen zwei Papierschichten eines speziellen Papieres aus Bambus, das reißfest und extrem glatt ist. In der obigen Abbildung sind die äußerst aufwändigen Herstellungsschritte dieses speziellen Bambuspapieres dargestellt.
Ausgangsmaterial ist eine Bambusart, die innen nicht hohl ist sondern aus vollem Material besteht (Station 1, vorne im Bild). Dieser Bambus wird geschält (Station 2) und anschließend in dünne Spähne aufgespalten (Station 3). Die nächste Station 4 befindet sich nicht auf dem Tischchen sondern davor, in dem mit Flüssigkeit gefüllten Topf. Dort werden die Spähne drei Jahre! lang mit Wasser und Leim versetzt, woraus getrocknet die in Station 5 liegenden Bambusfasern entstehen. Aus diesen wird dann eine braune Masse (Station 6 mit einer Tasse abgedeckt) hergestellt, wie, erinnere ich nicht mehr. Diese wird in Wasser aufgelöst und mit einem auf einen Rahmen gespannten Leintuch geschöpft. Nach dem Trocknen kann man das Rohpapier (Station 7) abziehen. Das Rohpapier wird anschließend für 30min. mit den bei Station 8 liegenden Holzknüppeln auf einer Messingplatte gedengelt und erhält damit seine Reißfestigkeit und es wird extrem glatt. Das Bambuspapier ist fertig (Station 9).
Im oberen linken Bild sind die vom Band abgeschnittenen Stücke links vor und rechts nach dem ersten Treiben zu sehen.Die Papier-Gold-Stapel werden zum Treiben in Ziegenleder eingeschlagen und mit Hilfe des im rechten Bild zu sehenden Rahmens auf einem Treibstein fixiert. Das Ziegenleder hat dabei nicht nur die Funktion, den Papierstapel sauber zu fassen sondern verhindert auch eine Überhitzung beim Treiben. Wir haben uns direkt nach dem ersten Treibeprozess im linken Bild an dem Blattgold im rechen Stapel die Finger verbrannt - so heiß wird das Gold!
Auf dem Stein im linken Bild werden die ersten beiden Treibprozesse von je 30min. durchgeführt, auf dem Bild in der Mitte wid das größere Paket 5 Stunden lang mit dem Hammer bearbeitet. Die Zeit wird dabei nicht mit einer Uhr gemessen sondern mit einer Kokosnußschalenhälfte, die eine kleine Bohrung hat. Diese wird in einen Wassereimer gesetzt und füllt sich in jeweils 3min. mit Wasser. Danach setzt der Arbeiter den 3kg schweren Hammer ab, entleert die Kokosnußschalenhälfte, setzt sie auf´s Wasser und beginnt wieder zu hämmern. Das fertige Blattgold wird abschließend auf ein Trägerpapier aus Reisstroh aufgebracht, das relativ grob strukturiert ist. Als Trennpapier dient das beschriebene Bambuspapier.
Blattgold wird im Myanmar, dem Land der goldenen Pagoden, in Mengen benötigt. Die vermutlich fast 2.000 Jahre alte, besonders verehrte Buddha Figur in der Mahamuni Pagode in Mandalay auf den obigen Bildern ist mit einer rund 15cm dicken Schicht aus Blattgold bedeckt!