Tibetische Klöster
von ANDREAS am 15. NOVEMBER 2011
Während unserer Reise in Tibet haben wir insgesamt zehn tibetische Klöster besucht. Dabei haben wir auf der einen Seite viel über den ausgesprochen komplexen tibetischen Buddhismus erfahren, der sich in allen Klöstern wiederfindet. Auf der anderen Seite haben wir die Besonderheiten eines jeden Klosters kennengelernt.
Aufgrund der zahlreichen Gemeinsamkeiten, die sich in allen Klöstern wiederfinden, ist es in unseren Augen sinnvoller, unsere Kloster-Erfahrungen in einem Exkurs zusammenzufassen, als diese an mehreren Stellen in den Reiseberichten zu beschreiben.
Koster Ganden am 02. Oktober 2011
Kloster Drepung am 03. Oktober 2011
Kloster Sera am 03. Oktober 2011
Kloster Drak Yerpa am 05. Oktober 2011
Kloster Samye am 07. Oktober 2011
Kloster Pelkhor Chöde mit Gyantse Kumbum am 09. Oktober 2011
Kloster Shalu am 09. Oktober 2011
Kloster Tashilhunpo in Shigatse am 09. Oktober 2011
Kloster Sakya am 10. Oktober 2011
Kloster Rongbuk am 11. Oktober 2011
Allgemeines
Dieser kurze Exkurs kann nicht den ausgesprochen komplexen und schwierig zu verstehenden tibetischen Buddhismus erläutern. Dennoch haben wir in unseren zwei Wochen in Tibet ein paar Dinge über den tibetischen Buddhismus und die Klöster in Tibet gelernt, die vielleicht auch Euch Spaß machen! Als Quellen dienten uns unser Guide Tashi, unsere Reiseführer und nicht zuletzt Wikipedia. Aus allen habe ich - wissenschaftlich nicht korrekt - ohne besondere Kennzeichnung zitiert.
Kloster Ganden
Besucht am 02. OKTOBER 2011
Das Kloster Ganden ist eines der schönsten und wichtigsten Klöster in Tibet und liegt etwa 50 Kilometer östlich von Lhasa in einer Höhe von über 4.000 Metern. Es ist, neben den Klöstern Drepung und Sera, eines der "Drei Großen Klöster" der Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus.
Im tibetischen Buddhismus gibt es zahlreiche unterschiedliche Glaubens-Schulen, darunter die vier Hauptschulen Nyingma, Sakya, Kagyü und Gelug. Die Gelug-Schulrichtung ist die jüngste der Hauptschulen und geht hervor aus der Lehrdarlegung des großen Reformators Tsongkhapa (1357-1419), ein Name, der in unseren zwei Wochen in den verschiedensten Zusammenhängen immer wieder auftaucht.
Ganden wurde im Jahr 1409 von Tsongkhapa gegründet. Es war das erste Kloster der Gelug-Schule und gilt bis heute als Hauptsitz dieses Ordens.
Tsongkhapa hielt sich oft in Ganden auf. Er starb in diesem Kloster und wurde auch hier begraben. Von seinen Überresten ist nur der Schädel erhalten, der die wichtigste Reliquie des Klosters ist. Die Errichtung der Großen Versammlungshalle von Ganden gilt als vierte der insgesamt "vier großen Taten" seines Lebens.
Im Jahr 1959 lebten in Ganden etwa 7.500 Mönche. Das Kloster wurde während der chinesischen Kulturrevolution weitgehend zerstört. Seit den 80er Jahren wurde ein großer Teil wieder aufgebaut. Die im Kloster vorhandenen unzähligen Kulturdenkmäler aber sind für immer zerstört.
Heute leben rund 400 Mönche im Kloster Ganden. Direkt neben dem Kloster befindet sich eine Polizeikaserne, die eine entsprechende Präsenz kontinuierlich sicherstellt.
Schön ist die etwa eineinhalbstündige Wanderung um das Kloster herum, die auch an einem Platz vorbeiführt, an dem Sky Burials durchgeführt werden. Als etwas makaber empfinden wir, dass die für Sky Burials erforderlichen Werkzeuge direkt am Platz liegen...
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Kloster Drepung
Besucht am 03. OKTOBER 2011
Drepung war, neben den Klöstern Ganden und Sera, eines der drei großen so genannten "Staatsklöster" des früheren Tibet und ist das Zweite der bedeutendsten Klöster der Gelug-Schule etwa acht Kilometer westlich von Lhasa gelegen.
Drepung wurde 1416 von Jamjang Chöje Trashi Pelden – einem Schüler des Tsongkhapa, des Begründers des Gelug-Ordens – gegründet. Als ehemalige Residenz der Dalai Lamas (vor deren Übersiedlung in den Potala-Palast in Lhasa) hatten die Äbte von Drepung stets eine wichtige Rolle in der Politik Tibets inne, die sich z.B. in der jährlichen Übernahme der städtischen Regierung von Lhasa zum Mönlam-Fest - dem tibetischen Neujahrsfest - manifestierte.
Die Äbte von Drepung gehörten stets dem engsten Rat des Dalai Lama an und bekleideten oft wichtige Posten wie z.B. den des Regenten zwischen dem Ableben eines Dalai Lama und der Regierungsübernahme des nächsten, was oft eine rund 20-jährige Amtsperiode bedeutete.
Bis zum Tibetaufstand des Jahres 1959, der sich gegen die kommunistische Regierung der Volksrepublik China richtete, lebten in Drepung über 10.000 Mönche, es war das größte Kloster Tibets und besaß 186 Landgüter, verfügte über rund 20.000 Leibeigene, 300 Weidegebiete und 16.000 Hirten.
Während der Kulturrevolution (1966-1976) wurde Drepung vor der Zerstörung durch die Roten Garden bewahrt. Mitte der 80er Jahre gab es wieder zwanzig Mönche, im Jahr 2005 waren es etwa 640.
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Kloster Sera
Besucht am 03. OKTOBER 2011
Das Kloster Sera ist das Dritte der "Drei Großen Klöster", zusammen mit den Klöstern Ganden und Drepung. Es liegt etwa fünf Kilometer nördlich von Lhasa.
Der Legende nach soll Tsongkhapa, der Gründer des Gelug-Ordens, im Jahr 1409 einen bedeutenden Kommentar oberhalb der Stelle, an der sich heute das Kloster befindet, geschrieben haben. Beim Schreiben soll eine der Seiten vom Wind davon geweht worden sein. Goldene Buchstaben sollen von der Seite ausgegangen sein und sich auf einem Stein festgesetzt haben. Tsongkhapa prophezeite, dass an dieser Stelle eine große Stätte buddhistischer Gelehrsamkeit errichtet werden würde, und 1419, als Tsongkhapa starb, gründete einer seiner Schüler – Chamchen Chöje Shakya Yeshe (1354–1435) – an dieser Stelle das Kloster Sera.
Bis 1959 lebten im Kloster Sera über 5.000 Mönche. Nach dem Tibetaufstand wurde das Kloster aufgelöst und die Gebäude als Kaserne benutzt. Während der Kulturrevolution wurde ein großer Teil der Gebäude zerstört.
1980 wendete die chinesische Regierung eine halbe Million Yuan für die Renovierung des Klosters auf, und der Betrieb wurde wiederaufgenommen. 1982 wurde das Kloster vom Staatsrat unter Denkmalschutz gestellt. Ein großer Teil der Gebäude wurde wieder errichtet bzw. renoviert.
Derzeit leben im Kloster Sera rund 750 Mönche.
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Kloster Drak Yerpa
Besucht am 05. OKTOBER 2011
Das Kloster von Drak Yerpa ist ein bis auf das 7. Jahrhundert zurückgehendes Felsenkloster des tibetischen Buddhismus.
Die Höhlen des Klosters befinden sich am Fuße des Berges Yerpa Lhari rund 30 Kilometer nordöstlich von Lhasa.
Es gilt als eine der heiligsten Höhlen dieser Region. Viele berühmte Persönlichkeiten der tibetischen Geschichte haben hier verweilt und damit zur großen Heiligkeit des Ortes beigetragen.
Das Felsenkloster Drak Yerpa ist über viele kleine Höhlen hinweg verteilt - im Bild ist ein etwas größerer Höhlenteil zu sehen.
Wir wandern quasi von Höhle zu Höhle und entdecken in jedem der zahlreichen Klosterteile etwas Neues. Diese besondere Anordnung sowie die tollen Blicke, die wir vom Kloster aus haben, machen den Besuch zu einer ganz besonderen Erfahrung!
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Kloster Samye
Besucht am 07. OKTOBER 2011
Samye ist der Name einer als Mandala erbauten Tempel- und Klosteranlage, die sich um einen großen dreistöckigen Zentraltempel formiert. An den vier Ecken des Zentraltempels wurden jeweils große Stupas errichtet. Die Tempelanlage ist von einer kreisrunden Mauer umgeben, die insgesamt 108 kleine Stupas trägt.
Das Kloster Samye ist das älteste buddhistische Kloster Tibets und wurde um 775 unter der Herrschaft des tibetischen Königs Trisong Detsen (reg. 755-797) am Fuße des Berges Hepori errichtet. In Samye wurden die ersten buddhistischen Mönche Tibets geweiht.
Offiziell erbaut, um die Tauglichkeit der Tibeter für das Mönchsleben zu erproben, markiert es den Beginn der buddhistischen Klosterkultur Tibets. In dieser Zeit waren die Auseinandersetzungen zwischen Buddhisten und Anhängern des Bön, welche zugleich ein Machtkampf zwischen Königtum und Adel waren, noch nicht entschieden. Auch wegen dieser Spannungen dürfte die Errichtung des ersten tibetischen Klosters wohl so weit von Lhasa entfernt stattgefunden haben.
Bön war die vorherrschende Religion in Tibet, bevor im 8. Jahrhundert der Buddhismus ins Land gelangte. Mit dem Vordringen des Buddhismus in Tibet kam es zu einer gegenseitigen Beeinflussung der Religionen, wobei aus dem Bön vorwiegend schamanistische Elemente in den Buddhismus gelangten, die bis heute unverkennbar vorhanden sind und den tibetischen Buddhismus deutlich vom Buddhismus in anderen Ländern unterscheidet.
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Kloster Pelkhor Chöde mit Gyantse Kumbum
Besucht am 09. OKTOBER 2011
Das Kloster Pelkhor Chöde liegt in Gyantse. Die ursprünglichen Bauten datieren aus dem Jahr 1427.
Berühmt ist das Kloster Pelkhor Chöde für sein Kumbum, das unter dem Namen Gyantse Kumbum auf keinem touristischen Reiseplan fehlt!
Ein Kumbum (tib.: sku 'bum; „Hunderttausend heilige Bilder“) ist eine Stupa oder Chörten (tibetische Stupa), der viele „heilige Bilder“ enthält.
Der Gyantse Kumbum ist der größte Chörten Tibets. Er wurde im Jahr 1440 in Auftrag gegeben. Er hat vier Stockwerke mit 108 Kapellen und über 10.000 Wandbildern.
Eine weitere Besonderheit des Klosters Pelkhor Chöde neben dem Gyantse Kumbum ist, dass es Mönche von drei Schulen des tibetischen Buddhismus unter seinem Dach vereint: Sakya-, Bodong- und Gelug-Schule.
Während der chinesischen Kulturrevolution wurde das Kloster schwer beschädigt.
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Kloster Shalu
Besucht am 09. OKTOBER 2011
Das Kloster Shalu ist eines der bekanntesten Klöster des tibetischen Buddhismus im Dorf Shalu, welches unweit von Shigatse gelegen ist. Es liegt in etwa 4.000 Metern Höhe.
Das Kloster Shalu wurde im Jahr 1040 von Cetsün Sherab Chungne gegründet. Im Jahr 1314 gründete der 11. Abt von Shalu, Butön Rinchen Drub, das Kloster Shalu Riphug. Butön war in der Throphu-Kagyü-Schule ausgebildet worden, doch er interessierte sich besonders für die Mandalas der Yogatantras und für das Kalachakra-Tantra.
Schließlich gründete er eine eigene Shalu-Tradition, die über seinen Tod hinaus Einfluss hatte.
Im Jahr 1333 wurde das Kloster umgebaut und erweitert. Die Herrscher der Ming-Dynastie (1388–1644) stellten Shalu unter ihre Schirmherrschaft, weshalb u.a. der Haupttempel des Klosters ein Dach im chinesischen Stil hat. Die Kombination von tibetischen und chinesischen Elementen ist eine architektonische Besonderheit von Shalu.
Shalu ist auch für seine Wandmalereien und für seine schönen Thangkas (tibetisches Rollbild) berühmt.
In den Jahren 1960–1970 wurde das Kloster, das viele Jahrhunderte von der Harmonie zwischen dem chinesischen Kaiserhof und dem tibetischen Buddhismus profitiert hatte, von den Chinesen bis auf den heute noch vorhandenen Haupttempel völlig zerstört.
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Kloster Tashilhunpo in Shigatse
Besucht am 09. OKTOBER 2011
Das Kloster Trashilhunpo liegt im Westen der Stadt Shigatse. Es ist der traditionelle Sitz des Penchen Lama. Das Kloster wurde 1447 von Gendün Drub gegründet. Gendün Drub war einer der beiden wichtigsten Schüler des Tsongkhapa, dem großen Reformator, der die Gelug-Tradition gründete.
Gedün Drub wurde später rückwirkend als erster Dalai Lama eingeordnet. Trashilhunpo ist eine der ganz großen Klosteruniversitäten der Gelug-Schule zur Ausbildung von buddhistischen Gelehrten.
Eine Besonderheit des Klosters Tashilhunpo ist eine 26,2 Meter hohe Statue eines sitzenden Buddhas. Es ist die weltweit zweithöchste Buddhastatue eines in einer Halle sitzenden Buddhas, die Höchste befindet sich im Tempel Todaiji in der japanischen Stadt Nara.
Sie ist aus Gold und Bronze, dekoriert mit Edelsteinen und Korallen und wurde 1914 unter dem 9. Penchen Lama Lobsang Thubten Chökyi Nyima von 900 Arbeitern in neun Jahren errichtet.
Während der Kulturrevolution wurden Teile des Klosters zerstört, darunter die Grabstupas des 5. bis 9. Penchen Lama. Von ursprünglich 5.000 bis 7.000 Mönchen wurden die meisten inhaftiert oder ermordet, ca. 250 flüchteten ins Ausland, wo sie das Kloster im Exil wieder errichteten. Erst in den 80er Jahren wurden die Einschränkungen der Religionsausübung gelockert und das Kloster wieder aufgebaut.
1982 stellte die chinesische Zentralregierung mehrere Tonnen Gold, Silber und Bronze für die Wiederherstellung zur Verfügung. Mit Spenden der Regierung von Tibet und des Regierungsbezirks Shigatse sowie persönlichen Spenden des 10. Penchen Lama und vieler Gläubigen wurde das Kloster bis Ende der 80er Jahre wieder aufgebaut.
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Kloster Sakya
Besucht am 10. OKTOBER 2011
Das Kloster Sakya ist eines der bedeutendsten Klöster des tibetischen Buddhismus. Es ist das Stamm- und Hauptkloster der gleichnamigen Sakya-Schule und bildete in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts das politische Zentrum Tibets.
Das Sakya-Kloster wurde 1073 von Könchog Gyelpo (1034–1102) aus der tibetischen Adelsfamilie der Khön gegründet, der auch der Gründer der Sakya-Schultradition ist, eine der vier großen Schulen des tibetischen Buddhismus neben der Nyingma-, Kagyü- und Gelug-Schule.
Das Sakya-Kloster ist das erste Kloster der Sakya-Schule. Es verwahrt eine große Anzahl von Kulturgütern, darunter tausende von mehr als 1.000 Jahre alten Büchern und Manuskripten von Sanskrit-Pattrablätter-Sutras und anderen in Tibetisch, Mongolisch und Sanskrit abgefassten Texten. Diese sind wegen der hohen und kalten Lage des Klosters gut konserviert.
Außerdem gibt es künstlerisch wertvolle Wandmalereien aus der Mongolen-Zeit, Thangkas (tibetische Rollbilder) und eine riesige Menge anderer Kunst- und Kulturschätze, wie z. B. die von der Regierung der Mongolen-Dynastie verliehenen Ernennungsurkunden und Siegel. Die Kulturgüter haben heute als Überreste nach der Zerstörung der Hauptmasse der tibetischen Kulturgüter einen besonders hohen kulturhistorischen Wert.
Von den ursprünglichen beiden Gebäudekomplexen dieses Klosters wurde der ältere Teil, das sogenannte Nordkloster, durch den Vandalismus der chinesischen Kulturrevolution nahezu völlig zerstört. Das weitgehend erhaltene, in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaute Südkloster ist wegen seiner architektonischen Gestaltung, seiner Bibliothek und der erhaltenen Wandmalereien ein bedeutendes Kulturdenkmal.
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Kloster Rongbuk
Besucht am 11. OKTOBER 2011
Das Kloster Rongbuk ist mit rund 5.100 Metern das höchstgelegene Kloster der Welt.
Es diente als Versorgungsbasis für einige noch höher gelegene "Eremitagen", einfache Steinhaufen-Bauten, in denen Einsiedler im Angesicht der gewaltigen Nordwand des Mount Everest die oben wohnenden Gottheiten verehrten.
Im Rahmen der Kulturrevolution wurde das Kloster völlig zerstört. Es ist allerdings in einem rudimentären Umfang wieder als Kloster aufgebaut worden und wird mittlerweile wieder von wenigen Mönche bewohnt.
Der Abt des Klosters wird von den Tibetern bei einer Expedition um seinen Segen bei der "Puja"-Reinigungs-Zeremonie gebeten: Nur reine Menschen sollen sich den Göttern des Mount Everest nähern. Ohne eine Puja-Zeremonie weigern sich die Sherpas sehr oft weiterzugehen.